Seminar

Die Motette von Dufay bis Lasso

SS 2000
[Jena, Universität]

Arbeitsplan und Material

   
1.Einführung
2.Vorgeschichte: Die Motette des späten Mittelalters
3.Die Motette Guillaume Dufays
R.1Guillaume Dufay Nuper rosarum CMM 1, 1/2 S.70-76
R.2Guillaume Dufay Supremum est CMM 1, 1/2
4.Der Übergang zur Tenormotette
R.3Johannes Regis Clangat plebs und Lauda Sion
R.4Exkurs: Die 'Liedmotette' - Walter Frye Ave Regina
5.Von der Tenormotette zur freien Motette
R.5Johannes Ockeghem Intemerata Dei mater
Jean Moutons Motettenschaffen
R.6Josquin Miserere mei Deus
6.Die Motette des frühen 16. Jahrhunderts
R.7(Sprachliche) Rhetorik: Antike und Renaissance - Musikalische Rhetorik und Figurenlehre - Orlando di Lasso In me transierunt
R.8Tonartenproblem: Tonartenwahl, Klauseln, Mixtiones/Commixtiones - Josquin In principio erat verbum
7.'Protestantische' Motetten
Luther und die Musik - Protestantische Komponisten - Repertoire
R.9Thomas Stoltzers deutsche Psalmvertonungen
R.10Hubert Waelrants und Orlando di Lassos Pater Abraham
8.Gesellschaftliche und religiöse Funktionen
R.11Der Fall Memor esto verbi tui Josquins
R.12Die Staatsmotette
9.Die Motette nach Josquin
Jacobus Clemens non Papa als Motettenkomponist
R.13Nicolas Gombert, In illo tempore intravit Jesus
10.'Klassische Vokalpolyphonie'
R.14Palestrina Exsultate Deo, Dum complerentur dies Pentecostes
Palestrinas Stabat mater
11.Musikalische Expressivität - Musica reservata
Lowinskys These der 'verborgenen Chromatik' in niederländischen Motetten
R.15Cristobal de Morales' und Jacob Regnarts Lamentabatur Jacob
R.16Giaches de Wert Ascendente Jesu in naviculam und Amen amen dico vobis
12.Bußpsalmen und -texte
`Pater-peccavi´-Vertonungen
R.17Orlando di Lasso Die Bußpsalmen
13.Ausblick: Motette im Übergang zum 17. Jahrhundert
Handlungs-Konzepte in der Motettenstruktur
Giaches de Wert Egressus Jesus - Monodie und geistlicher dramatischer Dialog - Oratorium
14.

 

Beschreibung

Auf die Frage, was eine Motette überhaupt sei, wird man, zumindest im Durchschnitt, vorrangig Antworten erhalten, die auf das Modell Palestrinas, gegebenenfalls auch Lassos oder anderer Komponisten des 16. Jahrhunderts verweisen. In Wahrheit aber umfaßt die Geschichte `der´ Motette Einzelphänomene, die in besagtem Gattungsbegriff kaum mehr als den Namen gemeinsam haben.

Das Seminar beschränkt sich auf einen Ausschnitt aus der Geschichte `der´ Motette, auf die Zeit zwischen Dufay zu Beginn des 15. bis zu Lasso gegen Ende des 16. Jahrhunderts. Allerdings soll die Vorgeschichte anhand einiger Beispiele, etwa der Ars-nova-Motette bzw. der Motette der Notre-Dame-Epoche einbezogen werden. Intendiert ist ferner die Darstellung der Vielgestaltigkeit der Gattung, die Diskussion von Fragen der Funktionalität (z. B. Staatsmotette, liturgische oder persönliche Zwecke). Satztechnische Analysen werden diese Überlegungen ständig begleiten. Ein weiterer Schwerpunkt der Veranstaltung ist die Rhetorisierung unter humanistischem Vorzeichen in der Zeit Josquins. Fragen der Satztechnik in der Mitte des 16. Jahrhunderts, schließlich des Eindringens der 'musica reservata' auch in die Motettengattung schließen sich an. Das Seminar endet mit der Motette zur Zeit Lassos und Palestrinas - vor allem, um zu zeigen, daß die Divergenz zwischen den beiden führenden Komponisten des späten 16. Jahrhunderts erheblich ist.

Jedem Interessierten sei hiermit empfohlen, sich über die Struktur der Bibel sowie über die Liturgie der Zeit vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil zu informieren. Als einführende Literatur kann vorab angelesen werden:

Boetticher, Wolfgang: Geschichte der Motette, Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1989

Bartel, Dietrich: Handbuch der musikalischen Figurenlehre, Laaber 1985

Blume, Friedrich (Hrsg.): Geschichte der evangelischen Kirchenmusik, Kassel 1965

Fellerer, Karl Gustav: Geschichte der katholischen Kirchenmusik Bd.1: Von den Anfängen bis zum Tridentinum, Kassel 1972; Bd.2: Vom Tridentinum bis zur Gegenwart, Kassel 1976

 


 


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Wolfgang Krebs